Ein farbenfrohes Zeichen gegen Antisemitismus
Streetart-Künstler Mika Springwald schenkt Gymnasium in Bardel außergewöhnliches Kunstwerk
Es ist bunt, es fällt auf – und es transportiert eine wichtige Botschaft: Ein Kunstwerk, geschaffen von Mika Springwald, befindet sich seit Kurzem in Besitz des Missionsgymnasiums St. Antonius Bardel. Die mit knalligen Sprühfarben geschaffenen und mit dem Schriftzug „Widersprechen“ versehene Arbeit soll dabei ein unübersehbares Zeichen gegen Antisemitismus setzen. Im Rahmen einer Feierstunde überreichte der in Bramsche bei Osnabrück lebende Streetart-Künstler persönlich das außergewöhnliche Bild.
Wie aber kam die Schule an dieses Geschenk? Hintergrund der Aktion ist die Kampagne „Niedersachsen gegen Antisemitismus – Widersprechen statt Weghören“, initiiert vom Niedersächsischen Landesbeauftragten gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Prof. Dr. Wegner, und getragen von einem breiten Netz an Kooperationspartnern, u.a. der Schulstiftung im Bistum Osnabrück. Ziel der im November gestarteten Initiative ist es, ein Bewusstsein zu schaffen für die Tatsache, dass Antisemitismus häufig schon in kleinen Situationen des Alltags beginnt.
Auch das Missionsgymnasium in Bardel unterstützt die Kampagne umfassend, ebenso die Schulstiftung im Bistum Osnabrück als Träger der Schule – und auch Mika Springwald leistete mit der Anfertigung des Bildes einen Beitrag. Vermittelt durch die Schulstiftung, die das große Engagement des Gymnasiums unter anderem auf dessen Instagram-Kanal wahrgenommen hatte, überließ Springwald sein Kunstwerk nun der Schule: um das Engagement der jungen Menschen gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung zu würdigen und sie gleichzeitig zu ermutigen, weiter am Ball zu bleiben und sich für eine offene Gesellschaft starkzumachen.
Die Aussage des Werkes ist laut Springwald doppeldeutig: Da ist einerseits der Appell, diskriminierenden Äußerungen im Alltag entschieden zu „widersprechen“, andererseits der Aufruf, grundsätzlich „wiedersprechen“ zu lernen, Dinge beim Namen zu nennen und miteinander in den Dialog zu treten. Das Bild könne auch als Motivation dienen, an der Schule selbst kreativ zu werden und sich auf künstlerische Weise mit dem Thema zu befassen. Zur Gestaltung der Arbeit sagte der Künstler, er habe bewusst bunte Farben gewählt, weil es in der Welt schon genug Schwarz-Weiß-Denken gebe; die sich streckende Person im Bild zeige, dass auch wir als Gesellschaft in Bewegung kommen müssen.
Der Antisemitismus-Beauftragte der Schule, Politik- und Geschichtslehrer Henning Sprey, erinnerte während der Feierstunde daran, dass der Antisemitismus seit dem 7. Oktober 2023 „eine Art Renaissance“ erlebe: „Dieser Entwicklung müssen wir uns entgegenstellen“, forderte Sprey. Das Bild von Herrn Springwald möge die Schulgemeinschaft jeden Tag daran erinnern, „dass wir aufstehen, den Mund aufmachen und uns unbeugsam gegen laute Rufe, Propaganda, Antisemitismus und Rassismus zur Wehr setzen.“
Den Worten schloss sich auch Schulleiter Markus Lammers an. Er unterstrich dabei, dass in Bardel stets der Mensch im Zentrum allen Handelns stehe. Nicht zuletzt deshalb habe man demokratiefördernde Elemente eingeführt, wie den wöchentlichen Klassenrat oder die Vollversammlung, „Assembly“ genannt, zu welcher die komplette Schüler- und Lehrerschaft vor den Ferien und zu besonderen Anlässen in der Schulaula zusammenkommt. „Das Bild von Herrn Springwald empfinde ich als Auszeichnung dafür, dass wir uns auf den richtigen Weg gemacht haben“, so Lammers.
Auch mehrere Schülerinnen und Schüler meldeten sich bei der Feierstunde zu Wort und teilten ihre Gedanken zu dem Kunstwerk. Eine Schülerin bilanzierte dabei: „Das Bild steht eigentlich für alles, was unsere Schule ausmacht.“ Für das geschenkte Werk erhielt Künstler Springwald viel Dank und Applaus. Aktuell sucht man in Bardel noch den perfekten Standort für das Kunstwerk: Schließlich sollen Bild und Botschaft bestens zur Geltung kommen.
(Text von Sebastian Hamel, Freier Journalist)