Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl im Missionsgymnasium St. Antonius Bardel

Podiumsdiskussion in Bardel: „Partizipation statt Egal-Stimmung“

Bundestagskandidaten aus dem Wahlkreis Mittelems stellen sich im Missionsgymnasium St. Antonius den Fragen junger Leute

Nur noch wenige Wochen sind es bis zur Bundestagswahl am 23. Februar, knapp 80 Schülerinnen und Schüler des Missionsgymnasiums St. Antonius Bardel dürfen dann erstmals ihre Stimme abgeben. Grund genug also, sich aktiv mit den politischen Themen der Zeit auseinanderzusetzen. In Bardel wurde deshalb jüngst eine Podiumsdiskussion mit vier Kandidierenden aus dem Wahlkreis Mittelems veranstaltet: Albert Stegemann (CDU), Dr. Daniela De Ridder(SPD), Jens Beeck (FDP) und Jeremy Zgrzebski (Bündnis 90/Die Grünen)nahmen auf der Bühne der Aula Platz und stellten sich den Fragen der jungen Leute. Die Fragen waren im Vorfeld gesammelt und sortiert worden.

Etwas Anspannung liegt an jenem Dienstagmorgen kurz vor Veranstaltungsbeginn noch in der Luft, als das Moderatorenteam – bestehend aus Ylvi Breulmann, Kjell Wittrock und Leon Nowack – „verkabelt“ wird und Mitschüler Carlos Simon die letzten Licht- und Soundchecks ausführt. Hier zeichnet sich bereits das eigentlich Bemerkenswerteste des Events ab: Nicht nur die Idee zu der Podiumsdiskussion stammt aus der Schülerschaft, auch für Organisation und Ausführung zeichnen die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten – unterstützt von engagierten Lehrkräften – selbst verantwortlich.

Nach und nach füllt sich der Raum, sämtliche Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 12 und 13 wohnen der Veranstaltung bei. Und dann wird es ernst: Ylvi Breulmann heißt alle Anwesenden willkommen und leitet eine kurze Vorstellungsrunde der Politiker an. Anschließend übernehmen Kjell Wittrock und Leon Nowack das Ruder und steigen in die inhaltliche Debatte ein: Insgesamt vier Themenblöcke – namentlich Umwelt- und Klimaschutz, Wirtschaft und Soziales sowie Frieden, Sicherheit und Migration und aus aktuellem Anlass der Rechtsruck in Deutschland – stehen auf der Agenda.

In puncto Umwelt- und Klimaschutzerklärt Jeremy Zgrzebski, die Grünen verfolgten einen „gemischten Ansatz“: Dieser umfasse einerseits die Investition in Zukunftstechnologien, andererseits den Abschied von bisherigen Praktiken – zum Beispiels das Ende der Kohlekraftwerke. Albert Stegemann spricht sich gegen „ideologische Verbote“ aus und meint, auch die Kernenergie hätte noch maßvoll weiterlaufen können. Grundsätzlich plädiert auch er für eine Technologieoffenheit, etwa mit Blick auf neue Kraftstoffe.

Jens Beeck verweist auf Erfolge der Ampel-Regierung: So seien allein im Jahr 2023 erneuerbare Energien auf den Weg gebracht worden, die die Leistung des Kernkraftwerks Emsland um das 9,5-Fache übersteigen. Zudem verwehrt sich Beeck häufig kolportierter Plattitüden, die FDP bestehe nur aus „reichen Säcken“, die sich nicht um die Umwelt scheren. Er selbst beispielsweise besitze gar kein Auto. Daniela De Ridder befürwortet pragmatische und sozial-gerechte Lösungen. Die Atom-Katastrophe von Fukushima und der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hätten gezeigt, dass Deutschland bei der Energieversorgung unabhängig sein müsse.

Und wie kann ein Aufschwung der kränkelnden Wirtschaft gelingen? Auch das wollen die Schüler wissen. „Weniger Steuerbelastung, niedrigere Energiepreise und eine gute Infrastruktur“, bringt Jens Beeck seine Vorstellungen auf den Punkt. „Stromsteuer und Netzentgelte senken, Bürokratie abbauen und eine Investitionsprämie einführen“, nennt Jeremy Zgrzebski seine zentralen Anliegen. Daniela De Ridder plädiert insbesondere für eine Stärkung des Mittelstands. Staatliche Investitionen dürften aber nicht „mit der Gießkanne“ ausgeschüttet werden, sondern müssten „mit einem klugen Plan“ unterliegen. Auch Albert Stegemann kritisiert die aktuell hohe Steuerbelastung und „zu viel Bürokratie“ für die Unternehmen – und fordert entsprechende Maßnahmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben: Der Staat solle nicht Feind, sondern Förderer sein.

Neben vielen weiteren Themen, die gerade für junge Menschen von Bedeutung sind, etwa Mobilität und bezahlbarer Wohnraum, kommen auch die nur einige Tage zuvor erfolgten Vorgänge im Bundestag zur Sprache – die „Migrationsabstimmung“, bei welcher die CDU einen Erschließungsantrag mithilfe von Stimmen der AfD durchsetzen konnte, zwei Tage später aber keine Mehrheit für das sogenannte Zustrombegrenzungsgesetz fand. Albert Stegemann verteidigt seine Haltung und betont, eine richtige Sache werde nicht falsch, wenn die Falschen zustimmen: „Uns in die Nähe von Nazis zu rücken, ist ein Wahlkampfmanöver aus dem linken Spektrum“, sagt er. Jeremy Zgrzebski wiederum meint, der Vorstoß der CDU – drei Wochen vor der Wahl – sei an sich schon ein Wahlkampfmanöver gewesen. Daniela De Ridder kritisiert zudem das Datum der Antragsstellung – 80 Jahre nach der Auschwitz-Befreiung – als pietätlos. Jens Beeck, der zwar für den Erschließungsantrag stimmte, sich bei der Abstimmung zum Zustrombegrenzungsgesetz jedoch enthielt, unterstreicht grundlegend: „Die AfD steht für alles, für was ich nicht stehe.“

Apropos AfD: Die war unter Berufung auf das Positionspapier des Katholikenrats im Bistum Osnabrück bewusst nicht eingeladen worden. Wörtlich heißt es in der im Frühjahr 2024 verfassten Stellungnahme: „Wir laden keine Vertreterinnen der AfD zu unseren Veranstaltungen ein. Wir nehmen nicht an Veranstaltungen der AfD teil.“ Als katholische Einrichtung in Trägerschaft der Schulstiftung des Bistums Osnabrück folge man diesem Standpunkt, sagt Schulleiter Markus Lammers. Dieser hatte zu Beginn der Podiumsdiskussion in seinem Grußwort allen Beteiligten gedankt und die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen unterstrichen. Ziel der Schule sei es schließlich, die Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen und die Gesellschaft aktiv mitzugestalten: „Wir brauchen keine Egal-Stimmung, sondern Partizipation“, so Lammers.

Kjell Wittrock, der die Podiumsdiskussion maßgeblich initiiert hat, zeigt sich am Ende der Veranstaltung zufrieden: „Ich denke, wir konnten uns heute alle ein Bild machen und haben eine gute Orientierung für die anstehende Wahl erhalten“, sagt der 18-jährige Dreizehntklässler. Er freut sich, dass alle vier Politiker der Einladung gefolgt sind, und auch, dass die Moderation gut funktionierte. Im Hintergrund habe man genau auf eine ausgewogene Verteilung der Redezeit geachtet: „Das hat fast auf die Sekunde genau geklappt.“