Die Schulstiftung Osnabrück hat den mit 20.000 Euro dotierten „Werte für Menschen“-Preis der Darlehenskasse Münster (DKM) und der Stiftung DKM für das Projekt des Gütesiegels zur Antisemitismusprävention an kirchlichen Schulen erhalten. Rabbiner Efraim Yehoud-Desel und Dr. Winfried Verburg, Initiatoren des ökumenischen Gütesiegels, konnten in einer Feierstunde in Münster das Konzept vorstellen und das Preisgeld (Fördergeld) entgegennehmen.
„Wir freuen uns sehr, dass unser Konzept die Jury überzeugt hat“, sagte Verburg. „Die aktuellen Geschehnisse zeigen uns leider, dass Antisemitismus nach wie vor sehr real ist und mit den Worten von Hannah Arendt ‚eine tödliche Gefahr für Juden und nichts sonst‘. Das können und dürfen Bürger:innen des Landes und Christ:innen aller Kirchen nicht tatenlos hinnehmen. Da die Gesellschaft von morgen sein wird, was Schule heute ist, ist es sinnvoll, heute in Schulen aktiv zu werden. Das Gütesiegel zeichnet Schulen aus, die durch Begegnungen und Informationen präventiv gegen Antisemitismus vorgehen und klare Regeln zur Intervention bei wahrgenommenem antisemitischen Reden und Handeln haben. So können kirchliche Schulen dazu beitragen, dass ihre Schüler:innen Antisemitismus erkennen und aktiv ablehnen. Zugleich zielt das Gütesiegel an, dass junge Menschen wachsam werden für jegliche Diskriminierung von Menschen, nur weil sie eine andere Religion haben.“
Mit dem Preisgeld kann die Stiftung das Projekt unterstützen und weiterentwickeln, z.B. den Schulen Arbeitsmaterial stellen und Fortbildungen für die Lehrkräfte finanzieren, die an den Schulen der Stiftung die anspruchsvolle, aber wichtige Aufgabe einer/eines schulischen Antisemitismusbeauftragten übernommen haben.
Rabbiner Efraim Yehoud-Desel ist seit August 2019 neben seiner Funktion als Lehrer für jüdischen Religionsunterricht an drei Stiftungsschulen auch als Antisemitismusbeauftragter der Schulstiftung tätig. Zwei Monate später erfolgte der Anschlag in Halle/Saale vom 09.10.2019. Ein Rechtsextremist hatte an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, versucht, in die Synagoge einzudringen, um die dort zum Gebet versammelten Menschen zu ermorden. Als dies misslang, schoss er wahllos auf Passanten. Er tötete zwei Menschen und verletzte zwei weitere. Dieser antisemitisch motivierte Angriff bewegte Verburg und Yehoud-Desel dazu, die rund 13.000 Schüler:innen an den 21 Schulen der Schulstiftung noch stärker für das Thema „Zusammen gegen Antisemitismus“ zu sensibilisieren als bisher. Es folgten einige Einzelaktionen an den Schulen. Daraus erwuchs die Idee, Antisemitismus in Zukunft auf ökumenischer Ebene strukturiert und dauerhaft in kirchlichen Schulen zum Thema zu machen. In der Folge entwickelten die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen und die Schulstiftung gemeinsam unter Mitwirkung des Zentralrates der Juden in Deutschland ein ökumenisches Gütesiegel, das Schulen in kirchlicher Trägerschaft verliehen werden kann. Die erste Schule der Stiftung hat sich bereits beworben, weitere Bewerbungen sind im kommenden Schuljahr zu erwarten.
Genau solche Projektideen wie das Gütesiegel „Zusammen gegen Antisemitismus“ sind es, die die DKM und die Stiftung mit dem „Werte für Menschen“-Preis fördern möchten. Der Untertitel des Preises lautet „Visionen für ein neues Miteinander“. Engagierte Menschen in kirchlichen Einrichtungen können sich mit ihrem Konzept bewerben und für die Umsetzung eine Förderung von bis zu 20.000 Euro erhalten.