Verantworten.
Im Leitbild der Schulstiftung im Bistum Osnabrück ist der Begriff Verantworten als eine der drei grundlegenden Säulen fest verankert. Als Basis für ein verantwortliches Leben sehen wir an der St.-Johannis-Schule, Grundschule, in Bremen die Fähigkeit, für sich selbst Verantwortung übernehmen zu können.
Unser Bild ist, dass Menschen, die gelernt haben, das Lernen und das Agieren in einer sozia-len Gruppe zu ihrer eigenen Sache zu machen, also selbstverantwortlich zu handeln, befähigt werden, Antworten auf die Fragen des Lebens finden.
An unserer Grundschule haben wir uns als lernendes Kollegium auf den Weg gemacht, dieses Konzept der Selbstverantwortung an zwei bedeutenden Stellen bei Kindern anzubahnen: Wir haben an vier Tagen in der Woche zum Unterrichtsbeginn eine Selbstlernzeit eingeführt, in der die Kinder selbständig an Arbeitsplänen aus den Bereichen Deutsch und Mathematik arbeiten. Die Türen der Klassenzimmer sind weit geöffnet und Kinder dürfen sich für ihre Arbeit auch außerhalb des Klassenraums einen geeigneten Platz suchen. Das kann eine Nische auf dem Flur, ein Gruppentisch im angrenzenden Raum oder auch mal die Stufen des Treppenhauses sein, um z.B. mit einem Partner einen Lesetext zu üben. Verschiedene Sozialformen können von den Kindern in der Selbstlernzeit gewählt werden: Partnerarbeit, Gruppenarbeit oder Einzelarbeit.
Als zweite wichtige Säule im Erlernen von Selbst-Verantwortung hat sich das Einbinden der Kinder in demokratische Entscheidungsprozesse herausgestellt. In einer festen Klassenratstunde pro Woche klären die Klassengemeinschaften ihre Angelegenheiten. Das können Konflikte sein, die besprochen werden, aber auch die Gestaltung des Klassenraums, die Planung von Aktionen oder das Formulieren eines Antrags an die Klassensprecherkonferenz, das Kollegium und die Schulleitung.
So ist auf Antrag der Schüler*innen z.B. unsere Pausenzeit verlängert worden. Kinder lernen dabei auch, dass Demokratie recht mühsam sein kann, wenn eine Klassengemeinschaft z.B. einen Antrag stellt, dieser in der Klassensprechkonferenz besprochen wird und wiederum in die Klassenräte zur Abstimmung zurückgeht.
Ein weiterer wichtiger Lernimpuls ist das Aushalten von Frustration, wenn eine Mehrheitsentscheidung nicht die eigene ist. Selbstverständlich hat die Mitbestimmung der Kinder auch Grenzen, für uns Erwachsene stellt sich aber immer wieder die Aufgabe, die Augen offen zu halten und zu schauen, an welchen Stellen Kinder in demokratischer Weise ihre Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen können und dabei Selbstwirksamkeit erleben.
Holger Florian,
St.-Johannis-Schule, Grundschule