Die Schulstiftung im Bistum Osnabrück mit 21 Schulen und rund 13.000 Schülerinnen und Schülern im Nordwesten der Bundesrepublik Deutschland bemüht sich seit Jahren um den interreligiösen Dialog und die Prävention gegen Antisemitismus, nicht erst seit dem Anschlag von Halle. Aber dieses Verbrechen ist uns Anlass, unsere Bemühungen zu intensivieren.
Damit kommen die katholischen Stiftungsschulen einer ihrer wichtigen, auch theologisch begründeten Aufgaben nach. Denn für Papst Franziskus ist der interreligiöse Dialog, geführt „aus einer Haltung der Offenheit in der Wahrheit und in der Liebe“, „notwendige Bedingung für den Frieden in der Welt und darum Pflicht für die Christen wie auch für die anderen Religionsgemeinschaften. Dieser Dialog ist zuallererst ein Dialog des Lebens“, so Papst Franziskus in seinem apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ (EG 250). Priorität hat für ihn die Beziehung zum Judentum: „Der Dialog und die Freundschaft mit den Kindern Israels gehören zum Leben der Jünger Jesu“ (EG 248). Eine Zielsetzung dieses Dialogs hat sein Vorgänger 2012 wie folgt beschrieben: „Juden, Christen und Muslime glauben an den einen Gott, den Schöpfer aller Menschen. Könnten doch die Juden, die Christen und die Muslime einen der göttlichen Wünsche, den der Einheit und der Harmonie der Menschheitsfamilie wiederentdecken! Könnten sie doch „im Andersgläubigen einen Bruder entdecken, der zu achten und zu lieben ist, um in erster Linie in ihren Ländern das schöne Zeugnis der Gelassenheit und des freundschaftlichen Umgangs unter den Söhnen Abrahams zu geben!“, so Papst Benedikt XVI. (Ecclesia in medio oriente, 19). Selbstverständlich gilt dieser Wunsch in der Schulstiftung auch den Schwestern und den Töchtern Abrahams.
Die Schulstiftung sieht in der Erziehung zur Kultur des Dialogs und zum aktiven Eintreten gegen judenfeindliches Denken und Handeln ein wesentliches Ziel ihrer Arbeit. Jeder Dialog setzt Dialogpartner voraus, die sich begegnen, auch in den Schulen. Während die Begegnungsmöglichkeiten mit Muslimen innerhalb und außerhalb der Schule steigen – an fünf Stiftungsschulen ist der islamische RU etabliert und entsprechende Fachlehrerinnen und -lehrer sind dort im Einsatz – fehlt den Schulgemeinschaften mit Ausnahme an der Drei-Religionen-Grundschule und der Ursulaschule, wo auch jüdischer Religionsunterricht erteilt wird, die Kontaktmöglichkeit zu Menschen jüdischen Glaubens im schulischen Alltag. Begegnung mit heute lebenden Juden gilt jedoch als ein mögliches Mittel, judenfeindlichem Denken und Handeln vorzubeugen.
Solche Begegnungen zu ermöglichen, ist Aufgabe der zum 15.08.2019 neu geschaffenen Stelle des Antisemitismusbeauftragten der Schulstiftung. Diese Aufgabe nimmt Herr Rabbiner Efraim Yehoud-Desel neben der Erteilung jüdischen Religionsunterrichts wahr. Er steht allen Stiftungsschulen als Experte zur Verfügung, vor allem im Hinblick auf die Darstellung der jüdischen Religion im katholischen, evangelischen und islamischen Religionsunterricht. Beratend wirkt er bei der religionssensiblen Gestaltung einer Stiftungsschule mit, sofern sie von jüdischen Schülerinnen und Schülern besucht wird oder jüdische Lehrkräfte dort tätig sind. Er unterstützt die Schulen in ihrer Präventionsarbeit gegen antisemitisches Denken, Sprechen und Handeln.
Auf seine Anregung hin plant die Schulstiftung im Bistum Osnabrück nach dem erschreckenden Anschlag in Halle eine große Aktion für Schulen, auch für Schulen in öffentlicher Trägerschaft, mit dem Ziel, sowohl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch Schülerinnen und Schüler als auch Eltern für antisemitisches Denken, Sprechen und Handeln zu sensibilisieren und sie zu ermutigen, zusammen dem entgegenzutreten.
Die Aktion soll das Thema innerhalb der Schulgemeinschaften über die Phase der Betroffenheit nach dem Anschlag in Halle hinaus auf die Agenda setzen, sowohl im Unterricht der Fächer Politik, Geschichte, Religion Deutsch etc. als auch in den Klassenleitungsstunden und in den Gremien der Schulen.
Die Aktion „Zusammen gegen Antisemitismus“ ruft auf, Stellung zu beziehen:
- Gegen judenfeindliche und diskriminierende Sprache
- Für respektvolles und überlegtes Sprechen über andere und mit ihnen
- Gegen falsche Vorurteile über Juden und andere religiöse Gruppen
- Für eigene begründete Urteile mit nachprüfbaren Argumenten
- Gegen Handlungen, die sich gegen jüdische Einrichtungen und Menschen richten
- Für gleiche Rechte für alle Menschen im Land, unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Religion
Wir wissen: Wer das will, muss mutig sein, gemeinsam ist es einfacher.
Daher die Aktion: Zusammen gegen Antisemitismus.
Starten soll die Aktion zum 09.11.2019, indem in der Woche danach die Plakate und Sticker in den Oberschulen, Gymnasien und Berufsbildenden Schulen der Stiftung die Aufmerksamkeit für das Thema wecken. Bis zum 27.01.2020 soll das Thema Antisemitismus und religiöses Mobbing in den Schulen bearbeitet werden.
Ziel ist es, dass am 27.01.2020, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und die Befreiung des KZ Auschwitz am 27.01.1945, möglichst viele Schülerinnen, Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sich mit dem Tragen des Sticker zum Widerstand gegen den Antisemitismus bekennen. Zudem sollen das Logo und die Aktion auf der Homepage der Stiftung vorgestellt und durch Plakate in den Schulen präsent werden.
Auch öffentliche Schulen können sich beteiligen. Das Logo darf kostenfrei verwendet werden.
Kontakt:
Schulstiftung im Bistum Osnabrück
Domhof 2, 49074 Osnabrück, Telefon: 0541 318-186, E-Mail: antisemitismus@bistum-os.de